Sommerekzem
beim Isländer

Vorbericht

Der sechsjährige Isländer-Wallach befindet sich erst seit kurzem in Besitz. Zum Zeitpunkt des Kaufes wurden laut Besitzerangaben, bis auf eine größere Narbe im Bereich des Widerristes, keine Hauterkrankungen festgestellt. Das Pferd wurde drei Monate zuvor aus Island importiert.

Klinische Untersuchung

Im Bereich des Mähnenkamms (Abb.1), der Schweifrübe (Abb.2), im Achselbereich (Abb.3) und im Bereich der Kruppe waren mehrere erkrankte Hautstellen sichtbar.

Die betroffenen Areale waren gekennzeichnet durch eine vermehrte Hautschuppung, oberflächliche Abschürfungen, Haarbruch, Haarausfall und insbesondere im Bereich des Mähnenkamms durch eine übermäßige. Die Haut ist hochgradig sensibel. Der Isländer-Wallach leidet unter massivem Juckreiz.

Im Bereich des Widerrists befindet sich eine große Narbe.

Labordiagnostische Untersuchung

Sowohl die Untersuchung auf Pilze als auch die Untersuchung auf Parasiten waren negativ.

Bildgebende Untersuchung

Röntgen

Bei der Röntgen-Untersuchung des Widerrists wurden zwei kleine Bruchfragmente festgestellt, die verschoben waren. Ein weiteres Bruchfragment war nicht verschoben. An zwei weiteren Brustwirbeln waren Knochenzubildungen erkennbar.

Diagnose

  • Sommerekzem (Hypersensitivitätsreaktion auf Insektenstiche)
  • Frakturfragmente im Brustwirbelbereich

Therapie des Sommerekzems beim Pferd

Der Besitzer erhält folgende Therapie- und Nachbehandlungsanweisungen:

  • Haltung

    Das Pferd sollte nur mit einer Ekzemerdecke (die auch Kopf und Bauch bedeckt) auf die Weide gelassen werden. Zusätzlich sollte ein pyrethroidhaltiges Insektenspray (Wirkstoff Pyrethroid macht die Insekten bewegungsunfähig) mit Repellentwirkung (abstoßende Wirkung auf Insekten, z.B. Centaura, Wellcare usw.) aufgetragen werden. Auch der nächtliche Weidegang hat sich bei machen Tieren als vorteilhaft erwiesen. Das Pferd sollte in der Hauptflugphase der Insekten aufgestallt werden.

  • Reiten

    Der Isländer-Wallach sollte täglich geritten werden.

  • Fütterung beim Sommerekzem

    Das Pferd sollte getreidearm, eiweißarm und rauhfaserreich gefüttert werden. In der Regel genügt die alleinige Heufütterung und stundenweises Grasen (nicht länger als 4 Stunden). Zusätzlich sollte ein spurenelementhaltiges Zusatzfuttermittel, was reich an bioverfügbaren Zink, Mangan und Biotin ist zugefüttert werden.

    Vorsicht bei schimmeligem Heu! Pferde mit Sommerekzem können auch allergisch auf Schimmelpilzsporen reagieren. Daher bitte auf einwandfreie Futterqualität achten!

  • Medikamente

    Als medikamentöse Therapie wäre eine ausschleichende Cortisontherapie zur Reduzierung des Juckreizes möglich. Bei dieser Therapie ist jedoch in seltenen Fällen eine Hufrehe als Nebenwirkung zu beobachten.

    Die lokale Anwendung von Ichtyolpräparaten hat sich in manchen Fällen als hilfreich erwiesen.

Nachkontrolle

Ein Allergietest (Zellstimulationstest: FIT-Test oder Equine Cast-Test) kann die Diagnose Sommerekzem (Hypersensitivität auf Insektenstiche) sichern.

 

Allgemeine Infos zum Sommerekzem beim Pferd

Bei einem Sommerekzem handelt es sich in erster Linie um eine allergische Reaktion auf den Stich der Culicoides-Mücke

Durch den ausgelösten Juckreiz kommt es beim Kratzen oder Scheuern des Pferdes zu starken Verletzungen der Haut sowie zu einer Hypersensibilität.

Vor einigen Jahren waren hiervon hauptsächlich Robustrassen betroffen, zum jetzigen Zeitpunkt erkranken aber auch Warmblüter, jedoch eher selten Sport- und Rennpferde.

Das Sommerekzem ist ein multifaktorielles Geschehen, bei dem auch die Einflussfaktoren Bewegungsmangel und Nährstoffüberversorgung, sowie Spurenelementmangel eine Rolle spielen. Studien haben gezeigt, dass sich der Krankheitsgrad durch eine Zinksupplementation und durch Vermeidung einer Eiweißüberversorgung deutlich reduzieren lies. Um dies zu realisieren sollten die Tiere nicht länger als vier Stunden täglich Gras aufnehmen. Auf die Kraftfutterfütterung sollte verzichtet werden.

Der wichtigste Faktor in der Therapie ist die Vermeidung der Ursache. Um den speziellen Auslöser zu identifizieren, sollte ein Zellstimulationstest (Allergie-Test) durchgeführt werden.

Die Pferde müssen durch Pyrethroide, Ekzemerdecken, Nachtweide u.ä. vor Insektenstichen geschützt werden.

Als lokale Therapie bieten sich Ichtyolpräparate und Harnstoffpräparate an. Manche Patienten vertragen Produkte auf öliger Basis schlecht, so dass besser Produkte auf wässriger Basis eingesetzt werden sollten.

 

Sollten Sie starken Juckreiz und/oder Hautveränderungen bei Ihrem Pferd bemerken,
rufen Sie uns bitte an! So können wir eine Sommer-Ekzem-Erkrankung diagnostizieren oder ausschließen.

Ja, ich möchte mein Pferd untersuchen lassen!