Erkrankungen des Harntraktes

 

 

Wie funktioniert die Niere?

Der Harntrakt des Pferdes setzt sich aus den Nieren, den Harnleitern, der Blase und der Harnröhre zusammen. Neben der Leber sind die Nieren die wichtigsten Entgiftungsorgane im Körper. Mithilfe eines hocheffizienten Durchblutungsmechanismus entziehen sie dem Blut wasserlösliche Stoffwechselabbauprodukte, aktivieren und inaktivieren verschiedene Hormone, regulieren den Salz- und Wasserhaushalt des Körpers und gleichen so den Blutdruck des Pferdes an.

Wasser, Aminosäuren, Glukose und Elektrolyte werden aus dem Harn zurückresorbiert und Schadstoffe wie z.B. Medikamente, Harnstoff und überschüssige Elektrolyte wie z.B. Kalium werden ausgeschieden. Die Rückresorption und Ausscheidung dieser Stoffe wird durch ein komplexes Zusammenspiel von Hormonen, Rezeptoren und Gefäßwiderständen reguliert. Über die Harnleiter gelangt der Urin von dem Nierenbecken in die Blase, die als Sammelbecken fungiert. Sie entleert sich, wenn Dehnungsrezeptoren in der Harnblasenwand eine vermehrte Füllung registrieren und einen Reiz zum Harnabsatz auslösen.

Wie entsteht ein Nierenschaden?

Infolge von kreislaufbedingten Durchblutungsstörungen z.B. bei einer Herzinsuffizienz, durch Flüssigkeitsmangel z.B. bei hochgradigem Durchfall und durch Toxine z.B. bei einem Endotoxinschock bei schwerer Kolik wird das Nierengewebe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt und der zur Filtration notwendige Gefäßdruck kann nicht aufrechterhalten werden. Hält dieser Zustand an kommt zu einem fortschreitenden Zelltod und zur Nierenschädigung. Weitere Faktoren wie z.B. eine Eiweißüberversorgung, eine ungünstiges Calcium-Phosphor-Verhältnis und eine Vitamin-D-Überversorgung können über andere Pathomechanismen ebenfalls die Nieren schädigen.

Welche Symptome deuten auf eine Nierenerkrankung hin?

  • Veränderung von Harnmenge und -farbe
  • Probleme oder Schmerzen beim Harnabsatz
  • weniger Appetit
  • Gewichtsverlust
  • Leistungsschwäche
  • Müdigkeit

Liegt eine irreparable Nierenschädigung vor, kann sich eine chronische Niereninsuffizienz entwickeln, die letztendlich zu einem Nierenversagen führt. Je nach Ausmaß der Schädigung, kann jedoch das restliche Nierengewebe diese Defizite ausgleichen, da die Reserveleistungen der Niere beachtlich sind. Kann aber irgendwann die Arbeitsleistung nicht mehr erbracht werden, versucht der Körper durch eine Erhöhung des Blutdruckes die Filtrationsleistung der Nieren aufrecht zu erhalten, was jedoch weitere Schädigungen des fragilen Nierengewebes nach sich zieht und den tödlichen Teufelskreis schließt.

Ähnlich wie bei Lebererkrankungen werden klinische Symptome bei Pferden erst bei fortgeschrittener Erkrankung offensichtlich.  In der Humanmedizin heißt es, dass es erst bei einer 70%igen Nierenschädigung zum Anstieg von harnpflichtigen Stoffen im Blut kommt.
Nach Akkumulation dieser Substanzen treten klinische Symptome auf, also nochmals deutlich später. Somit kommt eine Therapie nach Auftreten der Symptomatik häufig zu spät (!) und es sind nur noch palliative Maßnahmen möglich.

Wie kann ich vorsorgen?

Vereinbaren Sie einen Termin für eine Vorsorgeuntersuchung bei folgenden Erkrankungen:

Diagnostik

In der Diagnostik können, neben der klinischen und sonographischen Untersuchung, verschiedene Blutparameter einen Hinweis auf die eingeschränkte Nierenfunktion liefern. So kann z.B. die Filterleistung der Nieren kann über den Kreatininwert abgeschätzt werden. Kreatinin ist ein Abbauprodukt aus dem Muskelstoffwechsel, welches fast ausschließlich über die Nieren ausgeschieden wird.  Auch Harnstoff, ein Endprodukt des Eiweißstoffwechsels, kann durch eine Nierenfunktionsstörung erhöht sein, jedoch können auch eine eiweißreiche Fütterung, Leberprobleme und Fieber zu dieser Erhöhung führen. Bei Pferden werden zudem spezifische Nierenfunktionstests eingesetzt, bei denen bestimmte Parameter aus zeitgleich entnommenem Blut und Katheter-Harn in ein Verhältnis zueinander gesetzt werden. Da diese Werte sofort untersucht werden sollten bleiben diese Tests zumeist Kliniken vorenthalten.

In unserer Praxis verwenden wir in der Diagnostik dieser Erkrankungen neben der umfangreichen Anamneseerhebung (Vorgespräch), der klinischen und sonographischen Untersuchung, auch die oben angegebenen Funktionstest zur Abschätzung der Nierenleistung. Hierfür verfügen wir über transportable Laborgeräte, so dass wir die genannten Parameter sofort bei Ihrem Pferd im Stall bestimmen können, ohne wertvolle Therapiezeit durch Warten zu vergeuden.

Blasenerkrankungen

Auch kommen bei Pferden des Öfteren Blasensteine oder -konkremente vor, die mittels rektaler Untersuchung, Ultraschall und Endoskopie der Blase diagnostiziert werden können. Auch andere Blasenerkrankungen wie z.B. Tumore, Entzündungen oder Infektionen können wir so sicher diagnostizieren. Gerne beraten wir sie hinsichtlich der Diagnostik- und Therapieoptionen, um Ihrem Pferd die schnellstmögliche Therapie auf aktuellem Stand der Wissenschaft zuteilwerden zu lassen.

Sollten Sie noch Fragen haben oder eine Abklärung dieser Erkrankungsbilder wünschen können Sie sich gerne mit uns in Kontakt setzen.